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2015

Fine Wine Writing by Jancis Robinson

Juliusspital, Würzburg Stein Silvaner GG 2005 Franken

Letzte Woche flog ich rüber nach Wiesbaden in Deutschland (musste eine winzige Tasche einchecken, nur weil sie Lippenstift und Zahnpasta enthielt – grrr), um eine Vorpremiere der neu herausgebrachten VDP-klassifzierten Großen Gewächse 2005 (der erstklassigen deutschen Weingüter) zu besuchen. Eineinhalb Tage lang probierte ich gut mehr als 200 Weine bei herrlich einfachen Bedingungen: Bereitwillige und tüchtige junge Weinstudenten, Weinmacher und Einheimische schenkten Proben für Duzende von uns internationalen Weinkommentatoren ein wenn, wann und wie wir danach fragten.

Diese zweite Betrachtung des deutschen 2005er war für mich von unschätzbarem Wert, weil sich zeigte, dass keineswegs alle Regionen im letzten Jahr so erfolgreich waren wie Mosel und Nahe, über die ich zuvor so begeistert in den fine wine news (Nachrichten über ausgezeichnete Weine) und tasting notes (Kommentare zu Weinproben) berichtete. Mein vollständiger Bericht über diese anderen Regionen und Weine sowie Ansichten über das Große Gewächs im Allgemeinen wird an diesem Samstag in den „fine wine news“ und den „tasting notes“ erscheinen, aber ich möchte Ihre Aufmerksamkeit darauf lenken, wie köstlich einige der fränkischen 2005er sind. Franken stellt einige von Deutschlands markantesten Weinen her – ziemlich charakteristisch und vollmundig und gefällt Leuten, die den trockeneren Stil bevorzugen. Silvaner ist die charakteristische Traube der Region. Das sind die Weine, die traditionell in diesen massiven grünen Flaschen verkauft wurden, die so schwierig in den Weinregalen unterzubringen sind. (Tatsächlich mussten unsere Kellner in Wiesbaden für die fränkischen Flights von ihren Kisten für sechs Flaschen abkommen und zu den Drahtkörben aus dem Supermarkt übergehen.)

Letzte Woche erschien es mir so, als produziere der historische Hersteller Stiftung Juliusspital der Stadt Würzburg die bei weitem hochwertigsten fränkischen Weine, und dieser trockene Würzburg Stein Silvaner 2005 war außerordentlich. Mit einem tieferen Gelb als die meisten hat er einen Duft, der im Vergleich zu den viel aromatischeren Rieslingsorten zurückhaltend erscheint, die diese Weinprobe bestimmten. Aber das liegt nicht in der Natur des Silvaners. Es handelt sich um eine erdige, alte Traube und es war offensichtlich, dass das ein sehr kräftiger, nahezu schwerer Wein war, was die Tatsache unterstützt, dass es sich um ein landwirtschaftliches Produkt eines einzigen Weinberges handelte, nämlich des berühmten Steins, und der so ausdrucksvoll ist (und ich meine keine schlechten Gerüche), dass er meine Aufmerksamkeit erregte. Es ist ein Wein, der auf dem Gaumen immer und immer besser wird – und davon gibt es zu wenige. Zu viele der heutigen Weine haben einen kurz anhaltenden, starken Duft und einen kurzen Ausklang. Erdig, korrekt. Großartiges Zeug. Dieser Wein ist groß und selbstbewusst und sollte einen aufregenden Trinkgenuss mit oder ohne Essen bereiten, mindestens für die nächsten drei Jahre.

Es war reiner Zufall, dass mir beim Mittagessen des zweiten Tages eine Flasche des Juliusspitals 2005 begegnete, wie sie in ihrem Eiskübel saß, nachdem Prinz zu Salm einigen anderen Journalisten eine Präsentation über die jüngsten Änderungen der Bestimmungen der Großen Gewächse hielt (beunruhigenderweise einschließlich der Bestimmung, dass sie ab 2006 noch trockener werden). Gerade erfuhr ich, dass das Juliusspital, was sehr unüblich für diese Gruppe dieser mehr als 100 erstklassigen deutschen Weingüter ist, jetzt Schraubverschlüsse benutzt. Ich frage mich, ob das einer der Gründe sein könnte, weshalb ihre Weine leuchtender scheinen als die gleichen Ranges?

Ich würde Ihnen liebend gerne erzählen, wo dieser Wein zu finden ist, aber die Großen Gewächse wurden erst am letzten Freitag heraus gebracht. Deshalb wird es vermutlich noch einige Zeit dauern, bevor er im Einzelhandel zu erwerben ist. Ich kann Sie jedoch zur hervorragenden website des Juliusspitals führen, auf der ein Online-Shop zu finden ist, auch wenn die Großen Gewächse dort (noch?) nicht erhältlich sind.