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November 2020
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Weinjahr

Das Juliusspital Weinjahr 2020

Wenn, ja wenn nur diese eine Nacht nicht gewesen wäre.

Das Jahr 2020 startete im Januar mit wenigen frostigen Tagen und Tiefstwerten bei nur minus sechs Grad Celsius. Der Winter war somit gewohnt mild.

Beim Rebschnitt sind die Finger unserer Winzer nicht erfroren und die Niederschläge sorgten erst einmal für beste Laune. Es darf immer ein wenig mehr Regen in dieser Zeit sein, aber insgesamt ein sehr guter Auftakt in das neue Weinjahr.

Mitte April waren die Reben wunderschön ausgetrieben, unsere vielfältige Begrünung zeigte die ersten farbenfrohen Blüten - die Weinberge durchzogen sich langsam mit dem bunten Leben des Frühjahrs. Die Vegetation entwickelte sich rasant. Anfang Mai standen kräftige, grüne Triebe in den Weinbergen.
Dann der 11. Mai. Es regnete den lieben langen Tag, die Prognosen für die Nachttemperaturen schwankten zwischen -1 °C und -5°C. Sollten es nur 1-2 °C an Minustemperaturen in der Nacht werden würden wir wahrscheinlich mit dem sprichwörtlichen „blauen Auge“ davonkommen, jedes weitere Grad Celsius darunter schädigt die jungen Triebe und Traubenansätze nachhaltig. Einem tristen Tag folgte eine triste Nacht mit bis zu minus 5°C. Nur wo sich der Nebel über die Weinberge legte, waren die Reben geschützt. Das traurige Ausmaß zeigte sich in den nächsten Tagen: braune Trauben, welke Triebe. Besonders betroffen waren die höheren Lagen an der Mainschleife und die tief gelegenen Weinberge am Schwanberg in Iphofen und in Rödelsee. Unsere Weinberge am westlichen Maindreieck von Randersacker bis nach Retzstadt kamen mit dem sprichwörtlichen blauen Auge davon und der Spätburgunder in Bürgstadt lachte mit frischem saftigen Grün über den Main. So unterschiedlich kann Weinbau sein.

Aber wie immer musste es ja weitergehen. Keine Zeit für Trübsal, alles was Hände und Füße hatte musste raus in die Weinberge und abgestorbene Triebe oder eben Teile der Triebe entfernen. Unsere Hoffnung lag in erster Linie auf den nur schwach betroffenen Trauben und Trieben.
Der Sommer 2020 war zwar der dritte trockene Sommer in Folge, aber unsere Reben schlugen sich wacker. Im Vergleich zu den beiden vergangenen Jahren gab es glücklicherweise weniger extrem heiße Tage und auch die Temperaturspitzen lagen unterhalb der Rekordwerte. Punktuell gab es auch immer Regen zum richtigen Zeitpunkt. Zudem ist in trockenen Phasen sicher auch die artenreiche Begrünung, sie beschattet den Boden und mindert den Hitzeeintrag, ein Pluspunkt für unsere Reben. Mit hellen, warmen Tagen und kühlen Nächten gingen unsere Trauben Ende August in den Endspurt in Richtung Lese.
Startschuss war dann der 8. September und es ging bei überwiegend trockenem Wetter Schlag auf Schlag. Am 2. Oktober brachten unsere fleißigen Helfer die bunt geschmückte letzte Fuhre nach Hause.
Unterm Strich lieferte der Jahrgang sehr gesundes und qualitativ hochwertiges Lesegut. Durch den günstigen Witterungsverlauf erwarten wir saftige, trinkanimierende Weine mit einer angenehmen Säure und toller Aromenvielfalt. Alles perfekt – wenn, ja wenn nur diese eine Nacht nicht gewesen wäre. Denn mit rund 30% weniger Ertrag liegt im Juliusspital nun im zweiten Jahr in Folge eine sehr, sehr kleine Weinmenge im Keller.

Lesezeitpunkt
Lese vom 08. September bis 02. Oktober 2020
Traubenreife
Sehr gesundes Lesegut mit optimaler physiologischer Reife. Vielseitige Aromen und reife Säure.
Mostgewichte
81°Oe (Silvaner VDP.GUTSWEIN) bis 113°Oe (Riesling/Rieslaner edelsüß)
Sensorik und Charakteristik
Dazu Nicolas Frauer: „Die Kleinbeerigkeit brachte dichte, konzentrierte Weine bei moderaten Alkoholwerten. Die Gutsweine kommen leichtfüßig und animierend daher, Orts-und Lagenweine bringen zusätzliche Cremigkeit und Struktur